„Da seid ihr ja.“ Vier Wörter bloß, vier Silben. Die ersten, die gesprochen werden an diesem Abend, doch jedes einzelne trägt randvoll an Bitterkeit. Mit tonloser, grauer Stimme begrüßt Cleo das irgendwie befreundete Ehepaar, das zu ihr und ihrem Mann Eddie aufs Land gekommen ist. Und der Smalltalk, der sich daran anschließt, bleibt peinvoll in der Luft hängen. Noch werden die Fassaden gewahrt, doch jeder Satz macht beklemmend spürbar: Dieser Besuch ist kein normaler Besuch, sondern wiegt bleischwer.
Wojtek Klemm hat am Deutschen Theater in Göttingen Dea Lohers jüngstes Werk „Am schwarzen See“ auf die Bühne gebracht. Es ist die zweite Inszenierung des düsteren Dramas – und sie vermeidet einige der Fehler, die der Uraufführung von Andreas Kriegenburg Ende Oktober 2012 in Berlin von der Kritik angekreidet wurden. Zwar widersteht auch Klemm nicht der Versuchung, das Klagelied um den rätselhaften Selbstmord zweier Teenager immer wieder mit Musik zu unterlegen, gelegentlich gar zuzukleistern. Klaviergeklimper und Gitarrengezupfe, Sphärenklänge und harte Beats: Nichts von alledem hätte es wirklich bedurft. Doch jenseits dessen tut der Regisseur das Richtige: Er lässt der Sprache Dea Lohers den Vorrang, ihren Endlosschleifen, ihren schmerzhaft versagenden Dialogen und Halbsätzen, ihrem traumatischen Textgefüge.
Was Sprache vermag, zeigt schon das Bühnenbild...