Eine Art of Looking Back
von Amelie Deuflhard und András Siebold
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Vierzig Jahre Kampnagel, das sind vierzig Jahre Aufbruch, Experiment und Innovation, und das sind vierzig Jahre Widerspruch, Existenzkampf und Selbstfindung. Vierzig Jahre vom verlassenen, feuchten Fabrikgelände zu einem der modernsten Theater-Produktionszentren Europas, von der improvisierten Besetzung durch freie Gruppen zu einem neuen Modell von Staatstheater, in das der Freiheitsdrang der Anfänge eingewoben ist. All dies an einem Ort, der sich künstlerisch in der Zukunft positioniert, seine eigene Zukunft aber erst selbst erkämpfen musste, auch indem er aus seiner Vergangenheit gelernt hat. Deshalb soll dieser Blick zurück nicht nostalgisch sein, sondern uns Instrumente an die Hand geben, um weiterhin bessere Zukünfte zu entwerfen.
Die ersten 158 Jahre sahen etwa so aus: 1865 als »Nagel & Kaemp« gegründet, produzierte die Fabrik jahrzehntelang Kräne für die Häfen dieser Welt. Während des Nationalsozialismus wurde der Betrieb 1939 auf Rüstungsproduktion umgestellt, seit den 1940er Jahren mit sowjetischen und osteuropäischen Zwangsarbeiter*innen. In der Nachkriegszeit wurde die Herstellung von Kränen wieder aufgenommen, doch Ende der 1960er Jahre setzte sich der Container in der Schifffahrt durch und Hafenkräne verloren an Bedeutung; 1981 wurde die Produktion eingestellt. Kampnagel-Kräne stehen bis heute nicht nur auf dem Gelände, sondern auch an verschiedenen Orten im Hamburger Hafen und weltweit. So ist Kampnagel...