Herr Holtzhauer, Sie haben zum Intendanzstart am Nationaltheater Mannheim (NTM) einen Spielplan vorgelegt, dessen Schwerpunkt auf zeitgenössischen Stoffen liegt. Damit setzen Sie eine Linie fort, die Ihr Vorgänger Burkhard C. Kosminski pflegte. Wo liegen die Unterschiede?
Selbstverständlich wollen wir weiterhin versuchen, die Gegenwart in einer Sprache unserer Zeit zu beschreiben. Dafür müssen wir neue Texte aufführen und neue Stücke in Auftrag geben. Unser Augenmerk wird aber nicht mehr in dem Maße auf Uraufführungen liegen, wie das bei unseren Vorgängern der Fall war. Das große Potenzial des Repertoiretheaterbetriebs besteht für mich darin, dass wir Texte und Stoffe verschiedener Epochen sowie die große Vielfalt der uns heute zur Verfügung stehenden Erscheinungsformen von Theater zueinander ins Verhältnis setzen können. Mit unserer Eröffnung haben wir versucht, das Feld weit aufzumachen.
Die ersten Inszenierungen offenbaren markante, zugleich aber sehr unterschiedliche Regiestile. Ist das ein Leitgedanke Ihrer Spielzeitplanung?
Beim Spielplan wie bei der Auswahl des Ensembles war es uns wichtig, viele Perspektiven und Erfahrungswelten vorkommen zu lassen. Mannheim ist ein spannendes Versuchslabor für die Bundesrepublik: mit der für eine Hafenstadt typischen hohen Dynamik, dem Widerspruch zwischen Universitätsstandort und Arbeiterstadt, der hohen Zahl – fast fünfzig Prozent – von Menschen mit Migrationsgeschichte. Wer oder was ist denn...