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Kunst: Alles Tutti
Erschienen in: Theater der Zeit: Für eine kurze, lange Minute – Die Schauspielerin Valery Tscheplanowa (05/2014)
Manfred Pernice geistert schon lange als Erneuerer der Minimal Art Sculpture durch die Kunstwelt. Seine auf geometrische Grundstrukturen reduzierten Zylinderdosen und zu Pyramiden aufgestapelten Kartons und Raumarchitekturen baut er nämlich aus Low-Budget-Materialien. Er nennt diese sonderbaren Behelfslösungen aus Pressspanplatten oder Pappe ganz einfach „Gebilde“. Mal sind es Ausstellungsplattformen und Modelle für Wohnlandschaften, mal Selfmade-Häuser oder Ablagesysteme, manchmal weiß man auch nicht so recht, was aus den charmant abgewetzten Objekten herauszulesen sein soll – neue Designobjekte oder Skulpturen? Für Manfred Pernice sind das „Fragen von vorgestern“. Jüngst hat ihn das Münchner Haus der Kunst um eine ortsspezifische Installation für die neue Ausstellungsreihe „Der Öffentlichkeit“ gebeten. Nach der Japanerin Yayoi Kusama ist er der zweite Künstler, mit dem das Museum eine Diskussion über öffentliches Handeln und Teilhaben anstoßen will. Pernice reinszeniert dort seine Arbeit „Tutti“. Es ist eine Art begehbares Bühnenrondell mit reichen Bezügen auf eine vor drei Jahren im Salzburger Kunstverein gezeigte Ausstellung. Der Clou ist eine sechs Meter hohe Wendeltreppe auf das Dach der Skulptur, von der aus wir eine ganz andere Perspektive auf die frei zugängliche Mittelhalle erhalten. Jede Ausstellung bedeutet ihm eine neue Situation mit ständig neuen Referenzen und Herausforderungen für die Vermessung von Räumen und Kontexten. Immer...