Kunst als Wissen, als Experiment, als Studium
Erschienen in: Learning for the Future – Zukunftskonferenz für die Darstellenden Künste (04/2024)
Kunst ist eine nachhaltige, rastlose, sich immer wieder neu hinterfragende Praxis, die es anderen Menschen erlaubt, sich wie in einem Experiment auf andere Sichtweisen und Erklärungen der Welt einzulassen. Für mich ist das so. Kunst ist dauerhaftes Experiment. Kann man das unterrichten? Wie soll ein Studiengang aussehen, an dessen Ende eine Praxis des dauernden Experimentierens steht? In meiner bisherigen Auseinandersetzung mit der Frage danach, wie Unterricht an Kunsthochschulen zeitgemäß und zielführend gestaltet werden kann, haben mich diese Fragen kontinuierlich beschäftigt. Das Unterrichten hat meine Sicht auf Kunst, vor allem aber meine Sicht auf Wissen und dessen Abwandlungen, Formen und Ausprägungen nachhaltig geprägt. Ein Kunststudium ist, wenn man so will, ein Gefäß, in dem Gesellschaft stattfindet, durch Institutionen geformt, jedoch von Beginn an auf Subversion angelegt und im Konflikt mit sich selbst. Mit zunehmender Prekarisierung der Institution Hochschule auch ein Experiment unter zunehmend realen Bedingungen.
Was ist Wissen, und wofür brauche ich es, wenn ich Kunst machen möchte? Vor allem aus der Wissenssoziologie lassen sich hierzu einige treffende Gedanken ableiten, die mich in der Strukturierung meines Unterrichts, aber auch in meiner Haltung gegenüber der Welt und der Kunst sehr beeinflusst haben.
Was ist Wissen?
Bei Bruno Latour1, besser aber...