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Kunst: Ein schönes Wirrwarr
Erschienen in: Theater der Zeit: Jürgen Holtz – Schauspieler und Scharfdenker (04/2015)
Was passiert, wenn man eine Giraffe fängt und sie in ein Wohnzimmer schafft? Man kann es sich als ein einigermaßen schweres Chaos vorstellen. In der Kunsthalle Zürich zeigen die iranischen Künstler Ramin Haerizadeh (geb. 1975), Rokni Haerizadeh (geb. 1978) und Hesam Rahmanian (geb. 1980), was es heißen kann, wenn alles auseinanderbricht – und auch noch Kunst werden kann. Seit über fünf Jahren leben die drei in einem gemeinsamen Haus in Dubai, das sie bis an den Rand mit Sachen vollstopfen, die sie überall aufsammeln. Dort synchronisieren sie von früh bis spät eine gestörte Gebrauchswelt der Dinge mit ihren eigenen Vorstellungen von Kunst und Gesellschaft. Mag sein, dass manche darin eher ein soziokulturelles Experiment erkennen. Andere entdecken in diesem schönen Wirrwarr eine neue Form künstlerischer Praxis. In der Ausstellung Slice A Slanted Arc Into Dry Paper Sky haben sie die Hälfte ihres Wohnhauses zu einem mehrteiligen Environment zusammengestellt. Die Besucher betreten eine Art Wunderkammer, in der Wände und sogar die Böden mit Zeichnungen, Postern und Gemälden versehen sind. Man flaniert vorbei an orientalischen Mustertapeten und in Prismen zerlegten Spiegeln, obskuren Objekten und zahlreichen Readymades, wie z. B. einem meterhohen Turm aus Badesandaletten. Die Besucher sieht man dann oft ratlos vor den...