Kreuzberg im Gorki
von Tülin Duman
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Als die Nachricht mich damals erreichte, war mein Staunen groß. „Krass, Kreuzberg geht ins Gorki“, dachte ich. Die Einladung zur großen Spielzeiteröffnung unter der neuen künstlerischen Leitung hat mich persönlich erreicht. Wenn jemand richtig netzwerken kann, dann Shermin. Noch eine Bestätigung dafür, dass Kreuzberg sich mehr und mehr Richtung Mitte bewegen wird – natürlich nicht politisch gesehen. Weil, wenn Kreuzberg nach Mitte geht, passiert genau das, was in den letzen neun Jahren im Gorki passiert ist: Rebellion, Widerstand, Metamorphose, Streit, Kontrast, Chaos … Ein Start mit Glamour war das damals. Wortwörtlich wurde auf den Tischen getanzt, Kreuzberg im Gorki.
Viel Zuspruch, viel Erfolg, viel Publikum – und dennoch bekomme ich meine Einladungen immer persönlich. Nachgehakt wird natürlich auch, ob ich schon Tickets habe. Ein leichter, aber zuckersüßer Druck, mit fürsorglichem Family-Gefühl, der mich immer öfter ins Gorki bewegt hat.
Premiere, Außer sich von Sasha Marianna Salzmann. Klar ausverkauft, wie fast alle Premieren im Gorki. Ich sitze oben im Rang mit meiner Begleitung und kann gut sehen, wer so alles im Saal sitzt. Sehr viele bekannte Gesichter. Ich denke: „Krass, wie sich das Gorki verändert hat.“ Mein Blick fällt auf Shermin, die in der vordersten Reihe mittig steht, lächelnd und stolz....