Ein Hamburger in Graz. Das hört sich nach einer TV-Serie an. Für Jan Thümer allerdings klang es erst einmal nicht nach der Traumrolle, die er im Leben unbedingt spielen wollte. Nach seiner Ausbildung an der Berliner Universität der Künste arbeitete er zunächst frei, bis das Angebot von Anna Badora kam, ihr 2006 ans Grazer Schauspielhaus zu folgen. Thümer reagierte skeptisch: in die österreichische Provinz – wollte er da wirklich hin? Badora versuchte, ihn mit dem Verweis auf das südländische Klima der Stadt zu ködern. Thümer schob seine Bedenken beiseite und sagte zu.
Er hat es nicht bereut. Nicht nur, weil sich die günstige Wetterprognose bewahrheitete. Auch sonst heiterte sich Thümers Stimmungslage bald auf. Heute nennt er Graz samt seinem Theater eine „Perle“, die inzwischen „zum Schmuckstück aufpoliert“ ist. Er hat einen Teil dazu beigetragen. Gleich in der ersten Grazer Spielzeit war er als Tschechows Platonow ein gar nicht mal so unsympathischer Zyniker. Impulsiv, fast schon naiv sei er in dieser Zeit an seine Rollen herangegangen, meint Thümer rückblickend. Und doch, sagt seine Intendantin, habe man ihm früh bedenkenlos große Verantwortung übertragen können. Groß gewachsen, blond und schlank, macht Thümer etwas her auf der Bühne und kann nicht nur Jungspunde spielen,...