Das Interview fand im Dezember 2013 im Vorfeld von Castorfs Balzac-Inszenierung »La Cousine Bette« statt.
Die im Interview formulierte Polemik gegen die Floskeln der politischen Korrektheit setzte sich u. a. mit überdeutlich ausgestelltem Blackfacing in der Inszenierung fort.
Herr Castorf, Sie haben in den letzten Monaten an der Volksbühne eine Erzählung von Tschechow, Richard Wagners kompletten »Ring« in Bayreuth und Célines Roman »Reise ans Ende der Nacht« in München inszeniert. Jetzt inszenieren Sie an der Volksbühne Ihre Fassung eines Romans von Balzac und im Januar hat Ihre Inszenierung von Hans Henny Jahnns »Die Krönung Richards III.« am Burgtheater Premiere. Wie geht es Ihnen mit diesem Arbeitspensum?
Ja (schweigt). Naja (schweigt). Das sind komplexe Stoffe (schweigt lange). Ich habe ja immer aus der Überforderung gearbeitet. Das Schöne in Bayreuth war, dass ich zum ersten Mal vertraglich verpflichtet war, nicht unter siebzehn Stunden Aufführungsdauer zu bleiben. Natürlich riecht Bayreuth nach Seife, da hat der Geschichtsfatalist Heiner Müller recht. Aber mir war klar, dass es mich nicht interessiert, den Wagner wieder in die Reichskanzlei zu prügeln und das Hakenkreuz rauszuholen. Das Theater ist in Bayreuth eine höfische Institution. Ich meine das gar nicht negativ, aber Bayreuth hat mich schon sehr...