Genau eine Woche nachdem das dunaPart-Festival in Budapest vom 27. bis 30. November 2019 die wichtigsten Theaterarbeiten der freien Szene Ungarns internationalen Besucherinnen und Besuchern präsentiert hatte, sickerte die Novelle für ein Gesetz des Kabinetts Viktor Orbán durch, das die gesamte freie Theaterszene in ihrer Existenz bedrohen sollte und in Aufruhr brachte. Das Gesetz zielt nicht nur auf eine „strategische Lenkung der kulturellen Sektoren durch die Regierung“, sprich auf Zentralisierung und die Einschränkung künstlerischer Freiheit ab. Neben der geplanten Schaffung eines „Nationalen Kulturrats“ enthält es tendenziöse Neuregelungen zur Kulturfinanzierung und befördert die Ausweitung der Interventionsrechte der Regierung in den Kulturinstitutionen.
Dieser unverblümte Angriff der rechtsnationalistischen Fidesz-Regierung auf die Kunstfreiheit betrifft nicht nur das Theater, sondern genauso Literatur, Musik und so weiter. Er betrifft nicht nur die freie Theaterszene, sondern genauso die Stadttheater. Denn das Gesetz legt auch ein Vetorecht des zuständigen Ministers bei der Bestellung von Intendanten staatlich subventionierter Häuser fest. Für die freien Spielstätten plante man zunächst die komplette Streichung von Betriebskostenzuschüssen, was diese vor das Aus gestellt hätte. Auch der Nationale Kulturfonds, bei dem sich die meisten freien Gruppen um Projektgelder bewerben, sollte im nationalen Interesse neu aufgestellt werden. Schätzungsweise drei Viertel aller freien Theaterproduktionen werden durch diesen...