Bericht
Alle an Deck, auf dem Dampfer wird's eng!
Beim Deutschen Theaterpreis „Faust“ in Gera positioniert man sich für stürmische Zeiten
von Michael Helbing
Assoziationen: Thüringen Theater Altenburg-Gera GmbH
Erschienen am 18.11.2024
Doppelt gerahmt haben sie in Gera die neunzehnte Verleihung der Deutschen Theaterpreise „Der Faust“. Der inhaltliche Rahmen war erwartbar kulturpolitischer Natur, angesichts im Lande grassierender Kürzungspläne, die hier und dort Stadt- und Staatstheater betreffen, mehr noch aber die Freie Szene. Wir befinden uns, insbesondere kommunal, mal wieder in Zeiten knapper Kassen.
Nicht nur Haushaltsdisziplin üben, sondern Freiräume erhalten, rief Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda zu Beginn der Gala aus. „Wir müssen als Gesellschaft“, dekretierte er unter Beifall zugleich als Präsident des Deutschen Bühnenvereins, „wieder die Phantasie entwickeln, die Orte und die Räume, die wir brauchen, um zu erkennen, wie wir miteinander leben können und leben wollen, so auszustatten, dass sie auch weiterhin in der Lage sind, diese ihnen zugewiesene Aufgabe zu erfüllen.“
Knapp zwei Stunden später erneuerte dann die neunzigjährige Dramaturgin und Intendantin Nele Hertling, soeben für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, ihren jahrzehntelang immer wieder der Politik vorgetragenen Appell: „Nehmt diese Kunst ernst, als einen entscheidenden Partner in der Entwicklung einer friedlichen offenen Gesellschaft“, so Hertling, gleichsam die Doyenne der Freien Szene in Deutschland. „Nehmt ihr nicht die Wirksamkeit durch Kürzungen und Streichungen ihrer notwendigen Mittel. Wir brauchen das Theater, in all seinen vielfältigen Facetten und Strukturen.“
Merkwürdig kontrastierend wirkte da der...
Erschienen am 18.11.2024