Ueli Jäggis Suche nach der Tragi-Komödie
von Carolin Losch
Erschienen in: Dominique Mentha - Eine Spurensuche – Theaterarbeit in Luzern, Wien, Innsbruck (05/2016)
Assoziationen: Schweiz Ueli Jäggi Luzerner Theater
„Zustände sind das!“, tönt es aus dem Lautsprecher an der Wand. Die Stimme von Nikola Weisse als alte Kinderfrau Marina in Tschechows „Onkel Wanja“ durchzieht die Inszenierung, ein Lamento über eine aus den Fugen geratene Welt. Kunstvoll verwoben sind Rede und Gegenrede, Atmung, Seufzer. Fünf Inszenierungen hat Ueli Jäggi, der als Schauspieler seit Jahren kontinuierlich mit Christoph Marthaler arbeitet, am Luzerner Theater auf die Bühne gebracht. Immer mit dabei: der Bühnenbildner Werner Hutterli, die Kostümbildnerin Gerti Rindler-Schantl und der Musiker Martin Schütz.
Begonnen hat alles 2004 mit einer Anfrage von Peter Carp, ob Ueli Jäggi nicht einmal ins Regiefach wechseln und eine Komödie inszenieren wolle. Schnell war eine Idee geboren: „Das Ende vom Anfang“ von Sean O’Casey sollte es sein, und noch schneller die Entscheidung gefällt, die Geschichte aus der ländlichen Szenerie Irlands in die Schweizer Berge zu verlegen und ins Schweizerdeutsche zu übersetzen. O’Caseys streitbares Ehepaar wurde zu einem multikulturell gemischten Gespann, der Bergbauer hatte eine Asiatin auserwählt: „Gekauftes Glück im Muotathal“. Der Clash der Kulturen zündete komödiantische Funken. Wenn sich Lebensklugheit und Tatkraft mit fernöstlicher Kampfkunst vereinen, kann die männliche Selbstgerechtigkeit schon mal ins Hintertreffen geraten.
2007 folgte „Das Versprechen“ von Friedrich Dürrenmatt in einer Fassung von Gerhard...