Gespräch
Gemeinsam verletzbar sein und Sprache suchen
Audiodeskription als Erweiterung der performativen Möglichkeiten
von Michael Vogt und Beatrice Fleischlin
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz
Im Dezember 2024 feierte die Performance „All of Me“ am Theaterhaus Südpol in Luzern ihre Premiere. Die Produktion wurde mit einer integrierten Audiodeskription entwickelt.
Im folgenden Gespräch reflektieren die Regisseurin Beatrice Fleischlin und der blinde Audiodeskriptionsspezialist Michael Vogt (Mitbegründer des Audio Description Network) diesen Entwicklungsprozess.
Beatrice Fleischlin: Erinnerst du dich an deinen ersten Besuch? Lass uns noch einmal gemeinsam erinnern, wie alles anfing.
Michael Vogt: Ja klar! Wir haben ein check-in gemacht.
BF: Stimmt. Wir haben beschrieben, wie wir aussehen und was uns gerade am meisten beschäftigt.
MV: Das war ein schöner Start.
BF: Und dann sind wir in den Proberaum gegangen.
MV: (lacht schallend) Ah ja! Ihr habt eine 20-minütige Sequenz vorbereitet. Und da es klar war, dass wir eine integrierte Audiodeskription (AD) in die Arbeit einflechten wollten, war die ‚kleine Willkommensshow‘ bereits entsprechend vorbereitet.
BF: Im ersten Teil des Versuchs beschrieben die drei Performerinnen ihre Aktionen, im zweiten Teil habe ich von außen die Vorgänge auf der Bühne beschrieben. Ich fühlte mich wie eine Sportkommentatorin, leider eine sehr überforderte. Ich redete wie ein Wasserfall und konnte dennoch kaum die Hälfte von dem beschreiben, was auf der Bühne passierte. Wir haben uns sehr viel Mühe...
