„Engagier mich!!“
Die indische Künstlerin Living Smile Vidya über ihren aktivistischen Kampf in Indien und der Schweiz
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz
Künstlerin in Indien zu sein, lässt sich am besten als Selbstmord beschreiben! Wir haben kaum strukturelle Unterstützung vom Staat. Keine Fördergelder werden vergeben, aber 99 Prozent davon gehen an Künstler:innen der oberen Kasten für deren Oberschicht-Kunstformen – wie Bharatha Natyam, ein klassischer indischer Tanzstil. Theater in einer Regional- oder Minderheitensprache zu machen, kann nur ein Hobby sein; man braucht andere Einkommensquellen. Als Transperson zu leben, bedeutet im Grunde, alle Bürgerrechte zu verlieren. Ich begann meine Karriere als Bettlerin. Als ich mich für Theater entschied, wurde ich nur für unbezahlte Projekte engagiert – eine Form von Ausbeutung. Aber es gab mir den Raum, meinen utopischen Traum von einem genderfreien Land zu leben und mich künstlerisch auszudrücken. Es verschaffte mir auch etwas Sichtbarkeit.
Durch die Arbeit an verschiedenen Projekten lernte ich unterschiedliche Künstler:innen kennen, darunter Clowns without Border, ein französisches Clowntheater-Kollektiv. Diese Begegnung weckte in mir den Wunsch, Clownerie zu lernen. Ich schlich mich in die von der Oberkaste dominierte Kunstszene und schaffte es, ein Stipendium des British Council zu erhalten, um ein Diplom an der London International School of Performing Arts (LISPA) zu machen.
Voller Motivation kehrte ich nach Indien zurück und hoffte, mein Leben würde sich ändern. Nun, das tat...
