Wütend klammert sich ein Mädchen an ihrem Vater fest. Sie schreit und weint, spricht von Gewalt in der Familie. Der Mann liest Zeitung, nimmt sie nicht wahr. „Paisajes para no colorear“ (Nicht auszumalende Landschaften) des Teatro La Re-Sentida aus Santiago de Chile ist eines der 13 Gastspiele aus elf Ländern, die beim Festival ¡Adelante! des Theaters Heidelberg zu sehen waren. Mit neun Jugendlichen hat Regisseur Marco Layera das Tabuthema Gewalt gegen Mädchen thematisiert. Erfahrungen der jungen Frauen im Pubertätsalter fließen ebenso ein wie dokumentarische Berichte, etwa von Teenie-Müttern.
Das dramaturgische Schema der Expertinnenberichte lockern Layera und das Ensemble mit Filmsequenzen und Tanz auf. Die Lust und die Kraft, mit der die jungen Frauen das Publikum hier in ihr Innerstes blicken ließen, rissen das Publikum mit. „Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist auch in Deutschland ein großes Thema“, sagte Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner im Nachgespräch. Dass strukturelle Benachteiligung keine Grenzen kennt, hat er selbst erfahren. „Ich bin mit 18 Vater geworden, damals sind wir von der Schule geflogen.“ Solche Offenheit des OB begeisterte die Schülerinnen und Schüler im Zuschauerraum. „Die besten 6,50 Euro, die ich je investiert habe“, schrieb ein Jugendlicher den Theaterleuten ins Gästebuch.
Dass strukturelle Gewalt in Chile viele...