Magazin
Endspiel
Zum Tod des Schriftstellers Urs Widmer
von Stephan Müller
Erschienen in: Theater der Zeit: Mirco Kreibich: Brüchiger Zeitspieler (06/2014)
Der Satz passt immer: In bad times it is good to know the worst. Das Schlimmste für die Damen und Herren der höheren Wirtschaftssubjekte (Top Dogs) war schon immer die Entlassung. Ohne Arbeit gilt keiner was: Die Entthronung ist schlimm wie nichts anderes – mit Ausnahme des bevorstehenden Todes vielleicht.
Urs Widmer (Text) und Volker Hesse (Regie) starteten im Winter des Jahres 1995 das Projekt „Königsdramen in den Chefeta- gen“ am Theater Neumarkt in Zürich: „Wie sieht Arbeitsplatzverlust im Reich der Manager aus?“, lautete die Frage der Projektleiter. Es waren damals in Zürich Zeiten der gröberen „Strukturbereinigungen“. Die Folgen von Firmenzusammenlegungen waren umfassende Entlassungen von Managern. Was ereignet sich in diesen „Subjektilen“, wenn die Nachtschwärze der Arbeitslosigkeit sie anstarrt? Und: Wie kommt man als Theatermacher zu Informationen und Erfahrungsberichten aus jener fernen Realität? Ein Glücksfall war Hesses und Widmers Entdeckung der Outplacement-Firmen.
Outplacement-Büros – eine amerikanische Erfindung – vermitteln keine Stellen für Manager, sie unterstützen aber logistisch und affektiv den Stellensuchenden. „Er findet eine Infrastruktur vor, die zwar ärmlicher als die gewohnte, aber doch nicht ganz anders ist, und die ihm helfen soll, den neuen Job zu finden. Es gibt eine Sekretärin, ein Faxgerät, einen Kopierer, Telefone und Schreibtische mit...