Ins Licht treten
von Hermann Beil
Erschienen in: Recherchen 105: Wie? Wofür? Wie weiter? – Ausbildung für das Theater von morgen (03/2014)
Ins Licht treten
Die Treffbaren, die Erfreubaren
Die Änderbaren.
Dieses Gedicht mit dem Titel „Theater“ schrieb Bertolt Brecht 1954 anlässlich des Einzuges seiner Schauspieler des Berliner Ensembles in das Theater am Schiffbauerdamm. In drei Zeilen mit neun Worten formuliert Brecht, poetisch pointiert, fast schon eine kleine Theorie der Schauspielkunst. Zumindest ist es seine Formel für Theater, das für ihn durch den Schauspieler definiert ist. Jahre zuvor schrieb Brecht, die Schauspielkunst wird gewöhnlich nicht in Büchern gelehrt. Noch wird es die Zuschaukunst, die sogar nicht einmal als Kunst bekannt ist. Deswegen oder dennoch wollte Brecht 1940 ein Büchlein für Schauspieler und Zuschauer schreiben. Aus diesem Plan wurde nichts, und doch stellte Brecht immer wieder theoretische Überlegungen an zur Schauspielkunst und über die Ausbildung von Schauspielern. Auch mit praktischen Vorschlägen trat er auf gegen Sektiererei, Gralshüterei und Rechthabertum und warb für ein echtes Suchen für den Wettbewerb der Ideen, für Diskussionen und Anleitung der jungen Künstler zu selbstständigem Schaffen. Ich kenne keinen anderen Dramatiker unserer Epoche, den nicht nur das Was, sondern ebenso brennend das Wie und Wozu interessiert hat. Für ihn war es selbstverständlich, dass der Schauspieler von allen Künsten lernen kann, denn das Theater nimmt von allen Künsten. Welche Fragen...