Gedanken über Heimat
Der Puppenspieler Ariel Doron über seine Arbeit zwischen Israel und Europa
von Ariel Doron
Erschienen in: Arbeitsbuch 2018: Der Dinge Stand – Zeitgenössisches Figuren- und Objekttheater (06/2018)
„Bist du ein Gangster?“
„Hängst du einem Kult an?“
„Verkaufst du Energie?“
Jedes Mal, wenn ich das Objekt, das Sie im Foto als Halskette sehen, trage, werden mir von Fremden und Freund*innen derartige Fragen gestellt. Ich habe nie eine Antwort gegeben, bis heute.
Wie viele Puppenspieler*innen habe auch ich jahrelang jeden kaputten Regenschirm und jedes unscheinbare Objekt, das ich auf der Straße gefunden habe, mit nach Hause genommen. Eines Tages, habe ich immer gedacht, werden sie in einer Vorstellung mitspielen. Natürlich haben es die meisten dieser Objekte nie auf die Bühne geschafft, sondern landeten in meinem Zimmer in Tel Aviv, wo sie nur Platz wegnahmen.
2009 reiste ich zum ersten Mal zu einem europäischen Puppentheaterfestival. Meine Begeisterung trieb mir Tränen in die Augen, als ich in jeder Ecke Puppen und Puppenspieler*innen traf. Es fühlte sich so an, als ob ich, ohne es zu wissen, immer ein Fremder gewesen war, der jetzt endlich zu Hause angekommen ist. Dort sah ich auch zum ersten Mal eine traditionelle Puppentheatervorstellung und wusste sofort: Ich muss eine Inszenierung wie diese machen! Aber wie soll man in einem Land ohne Puppenspieltradition traditionelles Puppentheater machen?
Es fühlte sich falsch an, den englischen Punch, den italienischen Pulcinella oder...