Es ist ein Uhr nachts, als im Luzerner Stadttheater die Produktion „Lethal Ballet“ beginnt. In der traumatischen Performance mit Musik nähern sich vier Schauspieler Jack Londons Text „König Alkohol“ an. Darin reißt der Literat seine Leser in die dunkle, brutale Welt seiner Trunksucht mit, die Triebfeder seiner geistigen Größe war. Vier Männer untersuchen die komplexe Persönlichkeit des amerikanischen Abenteurers, der als Robbenjäger und Pirat seinen Unterhalt verdiente. Der Regisseur Damiàn Dlaboha und Dramaturg Béla Rothenbühler haben das musikalische Albtraum-Szenario im Rahmen des Friendly Takeover der freien Szene im Mai dieses Jahres auf die Bühne gebracht. 24 Stunden zeigten die Freien der Zentralschweiz, wie viel Potenzial in ihnen steckt. Der Luzerner Intendant Benedikt von Peter gab ihnen den Schlüssel – und damit für einen ganzen Tag die Verantwortung für das Dreispartenhaus am Vierwaldstätter See.
Mit geröteten Augenrändern verteilte Dlaboha, der zurzeit seine Regieausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) abschließt, vor der Vorstellung Programmzettel. Der kreative Kopf des Kollektivs mit dem sprachspielerischen Namen Fetter Vetter & Oma Hommage ist auch in organisatorischen Fragen Perfektionist. Da scheut sich der bärtige Luzerner auch nicht, selbst überall anzupacken. Mit einem kleinen Team hat der unermüdliche Arbeiter den 24-Stunden-Marathon der freien Szene organisiert, „weil...