Das Theater leben: DIE HANDLUNG
83 Dokument: Eric Gutkind über das Was ist zu tun
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
In dem Jahr, in dem die Kultur starb, 1968, schufen wir in Avignon Paradise Now. Während wir im späten Winter und Frühjahr des Jahres im sizilianischen Cefalù daran arbeiteten, während wir die Dialektik einer gewaltlosen anarchistischen Revolution ausarbeiteten, waren wir schon Teil der Bewegung, die in diesem Jahr die ganze Welt erfasste, Frankreich im Mai. Zeitgeist.
Das Hier und Jetzt zwang uns, uns vom Festival zurückzuziehen, wir hatten keinen Grund mitzumachen; wir erkannten, dass all diese Festivals die Konterrevolution sind.
In jenem Jahr begann die Kunst zu verschwinden, all die schöne hochgeschätzte Kunst, die wir für die höchste Form der Erfahrung gehalten hatten. In jenem Jahr begannen wir, zu verstehen, dass Kunst die Struktur stützt. All diese Festivalkunst, die den privilegierten Zuschauern vormacht, Gottes Antlitz sei in den Produktionen des Festivals zugegen. Gottes Antlitz ist bekanntlich immer zugegen für den, der schaut. Aber zuschauen bedeutet auch, sich nicht zu verstecken. „Adam versteckt sich, um nicht Rechenschaft ablegen zu müssen, um der Verantwortung für sein Leben zu entgehen; so wird sein Dasein zu einem Versteckapparat ausgebaut. Und indem der Mensch sich so ‚vor dem Angesicht Gottes‘ versteckt und immer neu versteckt, verstrickt er sich immer tiefer und tiefer in...