Eine Widerstandsgruppe in Altenburg
Vom Umgang mit Opposition in der frühen DDR
von Enrico Heitzer
Erschienen in: 150 Jahre Theater Altenburg (04/2021)
„Wenn man die Masse endlich soweit bringen könnte, dass sie darüber nachdenkt, dann wäre der erste Schritt aus der Bahn, der bisherigen, getan.“ Dies schrieb der Abiturient Hans-Joachim Näther kurz nach Gründung der DDR. Er gehörte zu einer Altenburger Widerstandsgruppe, die 1949 von den Oberschülern Jörn-Ulrich Brödel und Dieter Grünwedel gegründet worden war. Es wurde unter Freunden und Vertrauten diskutiert, außerdem Flugblätter hergestellt und verteilt. Die Gruppe nahm im Sommer 1949 Kontakt zur KgU auf, der Berliner Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit, die politischen Widerstand in der SBz (Sowjetischen Besatzungszone) unterstützte, Flugblätter ausgab, aber auch Spionage betrieb. Am 20. Juli 1949 startete die KgU ihre F-Kampagne. Alle Widerstandswilligen in der SBz wurden aufgefordert, ein „F“ als zeichen für „Freiheit“ an Gebäude, Mauern usw. zu malen. Die Schüler bemalten unter anderem die Scheiben der HO (Handelsorganisation) und des im Volksmund sogenannten Russenkaufhauses in der Innenstadt, das nur der sowjetischen Besatzungsmacht offenstand, und verteilten Flugblätter. Und in einer Septembernacht 1949 gelang es Hans- Joachim Näther und anderen, gut sichtbare Fs auf die Fenster der SED-Kreisleitung zu malen. Aktionen wie diese waren aber ebenso gefährlich wie häufige Fahrten nach West-Berlin und das Verteilen von Flugblättern. So verfiel man auf den Bau eines Radiosenders, denn im...