KOSOVO
Eine späte Geschichte des jungen Theaters
von Jeton Neziraj
Erschienen in: Recherchen 61: Landvermessungen – Theaterlandschaften in Mittel- und Osteuropa (12/2008)
Das Theater in Kosovo hat eine relativ späte Geschichte. Die ersten Theatergruppen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Prizren, Prishtina, Mitrovica und später auch in Gjakova, Gjilan, Peja und anderen Städten Kosovos gegründet. Diese Theater haben enthusiastische Amateure vereint, deren Leidenschaft das Theater war. Die Aufführungen in dieser Zeit bis Anfang der sechziger Jahre thematisieren hauptsächlich den Partisanenkampf. Es war ein ideologisch-didaktisches Theater mit den bekannten Schemata der Zeit über die Tapferkeiten der Partisanen- und Kommunistenhelden, die den deutschen Feind und die Bourgeoisie herausfordern. Der Beginn der sechziger Jahre hingegen bringt eine erstaunliche Wende in der Geschichte des kosovarischen Theaters. Das Stück ERVEHEJA des mittlerweile in Ehren verstorbenen Muharrem Qena, das vom damaligen Regionalen Volkstheater Kosovos (Teatri Popullor Krahinor i Kosovës) auf die Bühne gebracht wird, bewirkt einen neuen Geist sowie den Bruch mit bis dahin vorherrschenden Klischees. Es ist ein mächtiges Drama über die Liebe, von dem gesagt wird, dass der Regisseur von seinem eigenen Leben inspiriert wurde. Die sechziger und siebziger Jahre bringen zum ersten Mal Beckett, Shakespeare und andere aus dem Welttheater bekannte Autoren auf die Bühne. Das Volkstheater Kosovos war zu dieser Zeit eines der bekanntesten Theater des ehemaligen Jugoslawiens. Dies ist auch die Zeit, in...