11.2 Räumliche Veränderung
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
In der ersten Szene des Films Der Pate bittet der Bestattungsunternehmer Bonasera den Mafia-Boss Don Corleone darum, seine Tochter zu rächen. Der Don ist beleidigt, dass dieser sich erst jetzt an ihn wendet und sich ihm nicht unterwirft. Still hört er sich die Klagen und Bitten an. Als Bonasera ihm schließlich Geld anbietet, ist das Maß voll. Er erhebt sich zu bedrohlicher Größe, geht langsam um den Tisch und verändert somit komplett die räumliche Anordnung. Bonasera knickt schließlich ein und küsst als Unterwerfungsgeste den Ring.
Räumliche Veränderung wird von Bedeutung, wenn sie aufgebaut wird. Gerade im Theater ist sie mehr als die zweckgebundene Bewegung von A nach B, etwa weil eine Figur zum Kühlschrank geht, um sich daraus einen Saft zu holen. Die Veränderung der Figur im Raum baut das Bühnenbild neu, sie positioniert die Figuren zueinander neu.
Um der räumlichen Veränderung diese Wirkung zu verleihen, brauchen wir aber zunächst überhaupt eine Position innerhalb der Szenerie, anstatt pausenlos und ziellos auf der Bühne wie aufgeregte Hühner hin und her zu rennen. Die Position der Figuren zueinander gleicht einem Bild, ihre Veränderung ist eine kleine Geschichte. Die Veränderung der Position verleiht der Szene visuelle Dynamik.