Bericht
Keine Angst vor Trash und Chaos
Die Lange Nacht der neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen präsentiert Werkstattinszenierungen von Stücken von Vincent Sauer, Lennart Kos, Ivan Vlatković und Marie-Christin Janssen und vergibt einen hochdotierten Preis
von Sabine Leucht
Assoziationen: Dramatik Bayern Dossier: Neue Dramatik Heinrich Horwitz Münchner Kammerspiele
Erschienen am 8.7.2025
Alle haben sie etwas verloren. Der Magier-Assistent Buddy sein Augenlicht, die junge Romy das Wissen um ihre Wurzeln – und die Figuren in „Spiel mit dem Feuer“ finden partout keinen gemeinsamen Modus, ein Ritual zu begehen. Um dem auf die Spur zu kommen, was den seltsamen Verirrten in Vincent Sauers „Die Erstbesteigung des Olympus Mons“ fehlt, braucht man am längsten. Das letzte Stück in der Münchner „Langen Nacht der neuen Dramatik“ ist ebenso anspielungsreich wie durchgeknallt. Vor allem in der Werkstattinszenierung von Heinrich Horwitz, die aus der Not, dass hier Schauspieler:innen schon nach wenigen Proben auf die Bühne müssen, eine Tugend macht: Bernardo Arias Porras, Wiebke Puls, Anja Signitzer und Martin Weigel stecken in der Therese Giehse-Halle der Münchner Kammerspiele unter einem Tuch aus Ballonseide. Und die Lichtquellen, die das Tuch durchscheinend machen, zeigen ihnen zugleich ihre Texte. Ja, Handys sind wahrhaft multifunktionale Geräte. Für allzu viel Orientierung sorgen sie hier allerdings nicht, weder bei dem Figurenarsenal, das aus einem Praktikanten, einer US-Generalin, einem auf sein fünfjähriges Ich zurückgeworfenen Stararchitekten und der feministischen Flugpionierin Amelia Earhart besteht, noch beiden Zuschauer:innen. Es macht aber mächtig viel Spaß, dem Team dabei zuzusehen, wie es mächtig viel Spaß hat mit dem Text des...
Erschienen am 8.7.2025
