Making-of
von Anne Fritsch
Erschienen in: Theater unser – Wie die Passionsspiele Oberammergau den Ort verändern und die Welt bewegen (04/2022)
Während der Passion stehen in manchen Szenen über 600 Menschen gleichzeitig auf der Bühne. Dass das meist einigermaßen geregelt vonstatten geht, ist an sich schon beeindruckend. Dass sowohl das schauspielerische als auch das musikalische Niveau so hoch ist, dass man teilweise vergisst, es hier mit Amateuren zu tun zu haben, erstaunlich. Schon während ich 2010 in der Vorstellung saß, fragte ich mich: Wie machen die das? Wie kriegt man das organisiert? Und: Woher können die das?
Von Musikunterricht und Mangelinstrumenten
Tatsächlich hört man in Oberammergau im Grunde nie auf, sich mit Theater und Musik zu beschäftigen. Die Vorbereitungen für die nächste Passion beginnen, sobald die vorangegangene zu Ende gegangen ist. Das beginnt mit der musikalischen Früherziehung und Förderung der Kinder. „Die musikalische Ausführung wurde lange als dilettantisch kritisiert“, erzählte mir Markus Zwink im Oktober 2019 im Atelier des Passionstheaters. „Franz Liszt beispielsweise hat bei seinem Besuch 1870 wohl nur die erste Hälfte der Aufführung ertragen.“ Es war nicht unüblich, dass Leute nach Bedarf ein Instrument gelernt haben. Man hat geschaut, was fehlt, und jemanden motiviert, es zu lernen. „Manch einer hat in seinem Leben nie etwas anderes gespielt als die Passionsmusik“, so Zwink. Das Ergebnis war – wenig überraschend –...