Gaetano Cartolaro – alles für die Katz?
von Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Ich nahm 1979 an einem Theaterworkshop in Bielefeld teil, der diese Intensität hatte, die ich so liebte: harte körperliche Arbeit mit Akrobatik und dann die erste Begegnung mit der Masque Neutre. Gaetano Cartolaro2 gab den Begriff „Feuer“ in den Raum und die Person mit der Maske machte eine Improvisation dazu. Das Ergebnis war beeindruckend, da die neutrale Maske durch die körperliche Aktion eine persönliche Färbung bekam. Man meinte, einen Charakter darin erkennen zu können. Das Mittel der Improvisation wurde in meinem späteren Arbeitsleben das wichtigste Instrument, um an das expressive Material heranzukommen, das ich für die jeweiligen Stücke benötigte.
Gaetano wollte in Köln ein Theater aufbauen, also zog ich nach Köln, um dort dabei zu sein. Eine ehemalige Reithalle einer alten Kaserne befand sich in einem Zustand, der noch weit davon entfernt war, als Theater genutzt werden zu können. Ein sandiger Fußboden, mit Kalkfarbe übertünchte Ziegelwände und nur zwei kleine Extraräume für unsere Besprechungen und für die Kaffeepause.
Das Projekt Theater Die Bacchanten stand noch ziemlich am Anfang. Eine kleine Truppe von Schauspielwilligen hatte vor ein paar Monaten begonnen, unter der Leitung von Gaetano erste Arbeiten am Gebäude vorzunehmen. Wir hatten eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Köln-Kalk und schliefen zu viert...