Auftritt
Luzern: Open the door!
Südpol: „Myousic“ von Dimitri de Perrot
von Renate Klett
Erschienen in: Theater der Zeit: Glanz und Elend – Shenja Lacher und das Ensemble-Netzwerk über die Zustände am Stadttheater (10/2016)
Der Veranstaltungsort mit dem schönen Namen Südpol befindet sich in Kriens bei Luzern. Es ist ein hässlicher Flachbau mit dem Charme einer Turnhalle, der alternative Musik-, Theater- und Tanzaufführungen präsentiert und mit der Premiere von Dimitri de Perrots „Myousic“ eine sehr besondere Überraschung bot. Das von seinem Schöpfer als „konzertante Installation“ bezeichnete Werk wendet sich eher ans Ohr als ans Auge und besteht aus Tönen, Geräuschen, Stimmen, Schweigen und Dunkelheit. Zu Beginn gibt es ein wildes Schlagzeugsolo, das sich in den heranfahrenden Zug der Brüder Lumière verwandelt, nur akustisch statt optisch.
Nach all der visuellen Opulenz scheint es im internationalen Theater einen neuen Trend zu geben, der auf Audiosuggestion setzt. Von Simon McBurneys phänomenalem „The Encounter“, das den ganzen Amazonas mit seinen Schrecken und Wundern durch 3D-Sound erschafft, bis zur Inszenierung von Tschechows „Platonow“ durch die irische Gruppe Dead Centre, in der Stück- und Regisseurskommentar über manipulierte Kopfhörer vermittelt werden. Kopfhörer gibt es auch bei „The Encounter“, das in dieser Saison am Broadway zu sehen ist.
De Perrot hingegen kommt ohne sie aus, „Meinedeinemusik“ passiert live durch versteckte Lautsprecher und per Hand hergestellte Geräusche, wie das Schaben auf einer Glasplatte, das zum Weinen oder Lachen werden kann. Das Einstimmen des...