Theater der Zeit

Nicht das Boxen, sondern Shakespeares Balkon

Gespräch mit Christian Grashof

von Christian Grashof und Hans-Dieter Schütt

Erschienen in: Christian Grashof. Kam, sah und stolperte – Gespräche mit Hans-Dieter Schütt (09/2018)

GESPRÄCH

Mörder spielen oder Henker? Beide!

Gefesselt an das Unerfüllbare

Psychologie? Das ist Charité, nicht Theater

Rechne mit Kindern in den Büschen!

Alfred Matusche riet zur Elefantenjagd

Erst das Thema, dann der Handstand

HANS-DIETER SCHÜTT: Nochmal genauer zu Ihren frühen Spiel-Gedanken und Spiel-Gelegenheiten. Über sich selbst haben Sie geschrieben: „Löbau ist klein. Aber dort bin ich Schauspieler geworden. Von der Schulbank weg. Im Protest gegen die Schulbank.“ Also doch: der beizeiten erwachende Spiel-Wunsch.

CHRISTIAN GRASHOF: Ja, aber zunächst überhaupt nicht mit dem Gedanken an eine berufliche Perspektive. Einen Lehrer gab es, der hat mit uns Kindern Theaterstücke eingeübt. Ich war das Eichhörnchen. Ich musste am Gestell der Schultafel hochklettern und war dabei viel zu laut. Der Lehrer gab mir sogar eine Ohrfeige – ein klarer Missbrauchsfall von Regietheater. Dann spielten wir Andersens Märchen „Die wilden Schwäne“. Ich war der Hofmarschall. In einem richtigen Große-Leute-Kostüm mit Spitzenjabot und Perücke. Ein Maskenbildner hat sich mit mir abgegeben – ich fand das wundervoll. Das war nicht lästig und nicht so langweilig wie die Haareschneide-Prozedur beim Friseur. Ich wäre bei dem Maskenbildner, hätte man mir’s erlaubt, stundenlang auf dem Stuhl sitzen geblieben und hätte mich anmalen lassen. Schule hieß ja sonst nur: brav...

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