Magazin
Im digitalen Raum
Tim Zulaufs „Trollhaus – Maison de Trolls“ auf der Suche nach Vernetzung
von Jakob Hayner
Erschienen in: Theater der Zeit: Götterdämmerung – Polen und der Kampf um die Theater (10/2017)
Was mit Digitalisierung bezeichnet wird, ist schwer zu fassen – und noch schwerer auf die Bühne zu bringen. Probieren wir es so: Ein Netz von digitalen Informationen und Möglichkeiten zu deren Austausch hat sich über die Welt gelegt. Das sah eine Zeit lang aus wie der Anbruch einer neuen, von Hierarchien befreiten Welt mitsamt unbegrenzter Produktion, vor allem in der heroischen Phase der Internetvisionen in den neunziger Jahren des inzwischen vergangenen Jahrhunderts. Das Platzen der Dotcom-Blase Anfang der nuller Jahre bedeutete zumindest für die Utopie der unbegrenzten digitalen Wertschöpfung einen Dämpfer, aber auch die Rede von der freien Information und deren freiem Austausch – gefasst mit dem Ausdruck 2.0 für die Wende hin zum Paradigma der vielzähligen und vielfältigen content producers – hat ihre Grenzen erfahren müssen. Denn das digitale Netz zeigt an den verschiedensten Stellen Interferenzen mit der analogen Welt und deren Machtstrukturen wie Interessenslagen. Dass die Akkumulation von Informationen zu Zwecken des Handels oder der Kontrolle inzwischen neue monopolkapitalistische Unternehmen, aber auch staatliche Überwachungsapparate vorher ungeahnten Ausmaßes hervorgebracht hat, gehört ebenso zur Wahrheit der Digitalisierung, wie dass sich mit Twitter sowohl regieren als auch eine Revolte organisieren lässt. Festzustellen ist, dass die gesellschaftliche Öffentlichkeit durch die Digitalisierung eine...