Theater der Zeit

Magazin

Da hilft kein Spekulieren

Honoré de Balzac: Mercadet oder Warten auf Godeau. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort von Erika Tophoven. Verbrecher Verlag, Berlin 2017, 122 S., 16 EUR.

von Jakob Hayner

Erschienen in: Theater der Zeit: Schauspiel oder Performance? – Walter Hess und Matthias Lilienthal über die Debatte um die Münchner Kammerspiele (02/2017)

Honoré de Balzac ist vor allem für seine jeden Superlativ überschreitende „monumentale Sittengeschichte“ „Die menschliche Komödie“ bekannt. Als Verfasser von dramatischen Texten hatte er sich nicht hervorgetan. Doch ist dieser Tage im Verbrecher Verlag Balzacs Salonkomödie „Mercadet oder Warten auf Godeau“ in neuer Übersetzung erschienen, die sich zu lesen lohnt. Das Stück handelt von dem Spekulanten Mercadet, der an der Börse das große Geld machen will. Zu seinem Leidwesen bleibt der Erfolg jedoch aus. Zwar hat er ein „Projekt“ nach dem anderen, wie es die Dienstboten nennen, doch mit der Anzahl der Projekte steigt vor allem die Anzahl der Gläubiger. Selbst die Dienstboten zweifeln inzwischen, ob Mercadet tatsächlich ein „richtiger Bourgeois“ ist oder nur ein Schwindler. Und sie wissen: „Fällt die Herrschaft in Misskredit, haben auch die Dienstboten nichts zu lachen.“ Doch Mercadet macht weiter Schulden und beruft sich auf die Tendenz der Zeit, denn „der ganze Reichtum der Regierungen heutzutage ist Kredit“. Nur ist Mercadet eben keine Regierung, und die Gläubiger drängen auf Zahlung, alternativ droht die Verhaftung. Hoffnung verspricht da die Tochter Julie, von der sich Mercadet eine Verbindung zum Geld erhofft, also eine gewinnbringende Heirat.

Um das Unglück aber vollkommen zu machen, hat sich ebenjene Tochter in...

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