Was ihr die Bühne bedeutet? Da lächelt Rosa Thormeyer versonnen: „Die Bühne fühlt sich oft so an, als käme ich nach Hause.“ Dort kann sie permanent über Grenzen gehen, und nichts bricht ihren unbändigen Mut. Sie spricht selbst vom „Drang“, auf der Bühne Lebens- als Spielweisen auszuloten. Wer ihr Spiel von außen betrachtet, kommt durchaus ins Philosophieren. Denn Rosa Thormeyer konfrontiert ihr Zuhause der Bühne mit der radikalen Darstellung von Unbehaustheit.
Die Ausbildung zur Schauspielerin an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ begann 2013. Ihr Studium in Berlin empfand Rosa Thormeyer dann als inspirierend, wenn Sollens-Vorgaben in den Hintergrund traten. Zentral war und ist für sie die Frage: „Was bin ich – nicht, was soll ich sein.“ Alexander Simon hat als Dozent ihr Vertrauen in die eigene Persönlichkeit gestärkt. Sein Lob galt ihrer „Leichtigkeit“, mit der sie sich Figuren gegenüber verhalte. Aus dieser Leichtigkeit heraus entstehe bei ihr Unabhängigkeit. Rosa Thormeyer verfügt über die besondere Fähigkeit, eine Figur zu behaupten und umgehend wieder abzulegen. Ihr Erstengagement führte sie 2017 von Berlin ans Theater Freiburg. Dort brilliert sie früh in Shakespeares „Sommernachtstraum“ (Regie Ewelina Marciniak): Sie öffnet den existenziellen Abgrund der Hermia-Figur, zwischen den Shakespeare-Archetypen der Einsamkeit und des Waldes spannt...