Nach hundert Jahren kehrt der Erste Weltkrieg mit ziemlicher Wucht zurück: als Medienschwerpunkt! Kein Verlag, kein Fernsehsender, kein Theater ohne seinen Beitrag zum Kriegsausbruch im Sommer 1914. Das Staatsschauspiel Dresden macht da keine Ausnahme – oder doch, in gewisser Weise schon. Denn mit der Wahl „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus (kein Stück, sondern ein „Textmonstrum“, so Regisseur Wolfgang Engel) liegen wir von Anfang an in den vordersten Stellungen der Medienfront. Dieser Krieg tobte vor hundert Jahren in der Etappe oder gleich am Stammtisch in der heimischen Bierkneipe – und dass sich daran wenig geändert hat, will Wolfgang Engel uns mit seiner Inszenierung zeigen. Der Krieg wird immer um die Köpfe, um die Meinungen und Meinungsmacher geführt. Was ist der Krieg gegen das Bild vom Krieg! Wer hier gewinnt, der hat mehr als nur eine Schlacht gewonnen.
Dies ist der Versuch einer unterhaltsamen Apokalypse, die uns anhand von Operettenfiguren die unrettbare Banalisierung des Abendlandes wie einen etwas zu seicht-selig geratenen Unterhaltungsfilm vorführt. Am Ende machen all unseren Machtkämpfen ohnehin die Marsmenschen (!) eine abruptes Ende, so will es Kraus. Aber bis dahin tobt der blutige Frohsinn. Vermutlich hat Wolfgang Engel an George Grosz und Otto Dix gedacht, bei...