Magazin
Europäisches Netzwerk gegen den „Kulturkrieg“
Der ungarische Verein „Free SZFE“ erhält den Europäischen Bürgerpreis
von Elisabeth Maier
Erschienen in: Theater der Zeit: Volksbühne Neu (11/2021)
Ungarischen Studierenden der Dramaturgie wurden an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg (ADK) ihre Abschlusszeugnisse verliehen. Ein Jahr, nachdem die ungarische Universität für Film- und Theaterkunst (SZFE) von einer regierungsnahen, privaten Stiftung übernommen worden ist, durften die Absolventen ihre Abschlüsse im Rahmen des Programms „Emergency Exit“ in Deutschland zu Ende bringen. Da ihre Hochschullehrer und Dozenten aus politischen Gründen nicht weiter an der Hochschule beschäftigt wurden, haben sie ihre Kurse und Projekte in Workshops gemacht, die ihre ehemaligen Dozenten anboten. Dass die jungen Künstlerinnen und Künstler ihre Ausbildung abschließen konnten, hat ein Netzwerk von fünf europäischen Universitäten möglich gemacht. Dafür wird ihr Verein „Free SZFE“ jetzt mit dem Europäischen Bürgerpreis ausgezeichnet. Seit 2008 verleiht das Europäische Parlament diesen Preis, bei dem es um Verständnis und um Solidarität geht.
„Wir arbeiten jetzt frei, frei, uns selbst auszubeuten“, schildert László Upor das existenzielle Dilemma, in dem er und seine Mitstreiter stecken. Der ehemalige Vize-Rektor der SZFE ist Dramaturg, Theaterwissenschaftler und Übersetzer. Er war als Rektor vorgesehen, wurde aber von der Regierung nie ernannt. Als die Universität in eine private Stiftung umgewandelt wurde, trat er zurück. Upor spricht in der ungarischen Gesellschaft von einem „Kulturkrieg“, der aus seiner Sicht bereits seit zwei...