11.3 Statusveränderung
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Status beschreibt im Wesentlichen ein subtiles Dominanz- und Unterwerfungsverhältnis zweier Figuren.74 Die Umkehrung dieses Verhältnisses ist eine bemerkenswerte Veränderung, die in einer Szene beeindruckt. Der Wechsel von Hoch- zu Tiefstatus und umgekehrt ist somit eines der wirkungsvollsten erzählerischen Mittel im Theater.
Statusveränderung muss besonders geübt werden, da die Herausforderung weniger technischer, sondern psychologischer Natur ist. Mehr noch als etwa in einer räumlichen Position kann man sich bequem in einem Status einigeln. Die Position des Hochstatus aufzugeben, bedeutet, Kontrolle abzugeben, was gerade für Anfänger schwierig ist, denn Kontrollverlust ist im Alltag schließlich oft mit Angst besetzt. Umgekehrt bedeutet der Wandel vom Tiefstatus zum Hochstatus, die Initiative zu ergreifen, mehr Raum in Anspruch zu nehmen, neue Schritte zu einzuleiten, mehr zu definieren und so weiter. Und selbst diese Veränderung ist bei Impro-Spielern oft unbewusst mit Ängsten verbunden, wenn sie plötzlich auf Aktiv-Modus umschalten sollen.
Auch hier ist der Schlüssel für die Veränderung, sich vom Gegenüber emotional berühren zu lassen und körperlich flexibel zu bleiben. Das heißt nicht, dass Szenen in einem fort wie eine Statuswippe hin und her gehen müssen, sondern dass der Status entweder nach und nach gekippt wird oder dass man einen Punkt findet, der das Ganze plötzlich kippen...