Kulturelle Teilhabe als Programm
Theaterpolitik für Partizipation
von Thomas Renz
Erschienen in: Recherchen 146: Theater in der Provinz – Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe als Programm (05/2019)
Partizipation und Teilhabe sind gegenwärtig nur selten hinterfragte Ziele kulturpolitischer Aktivitäten. Keine Theaterintendantin und kein Museumsdirektor kommen mehr umher, die Bedeutung des Publikums für die eigene Arbeit hervorzuheben. Auch in ländlichen Räumen stellen sich Theatermacher*innen regelmäßig die Frage, wer denn die eigenen Angebote nutzt und wer nicht. Ob es dabei Unterschiede zur Teilhabe in urbanen Räumen gibt, will dieser Text erörtern. Dies mündet in der Diskussion möglicher theaterpolitischer Konsequenzen für mehr kulturelle Teilhabe als Programm.
Worüber sprechen wir eigentlich, wenn es um Partizipation und Teilhabe geht? Vor allem da diese Phänomene so bemerkenswerte Legitimationsgründe für die Existenz von Kultureinrichtungen darstellen, soll eine erste Differenzierung hilfreich sein, welche die Vielfalt der Dimensionen von Forderungen nach mehr Partizipation deutlich macht.1 Es lassen sich vier unterschiedliche Gründe für ein Streben nach Teilhabe skizzieren.
Legitimatorische Gründe verschaffen einem Phänomen wie beispielsweise einer Kunstsparte oder einer Theaterinszenierung Bedeutung. Dies basiert auf dem Paradigma, dass der Wert einer Entscheidung oder eines Phänomens steigt, wenn mehrere Parteien daran beteiligt sind. Eine solche Argumentation kann auch fundamental für eine Forderung nach kultureller Teilhabe sein. Grundlage ist dabei ein Verständnis von Demokratie, wonach diese ohne Partizipation der Bürger*innen nicht funktioniert. Sind wesentliche Teile von politischen Entscheidungsprozessen systembedingt ausgeschlossen,...