4.2 Akzeptiere das szenische Angebot
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Wenn wir im Improtheater vom „Akzeptieren“ reden, meinen wir üblicherweise: Das freudige Aufnehmen dessen, was unsere Partner in die Szene einbringen, nämlich das Angebot. Die Grundzüge davon haben wir bereits am Anfang dieses Abschnitts kennengelernt. Wir nehmen freudig das an, was als szenische Wahrheit etabliert wurde. Wir müssen die etablierte Wahrheit weder wegwischen noch originell verdrehen oder zurückrudern. Beginnen wir mit einem szenischen Angebot:
Ruben kniet und flüstert seinem Mitspieler zu: „Herr Pfarrer, ich habe gesündigt.“
Schauen wir uns nun ein paar Blockaden an:
1)
„Sie müssen mich verwechseln, ich bin kein Pfarrer.“
(krasses Blockieren der etablierten Realität.)
2)
„Ich habe den Beruf des Pfarrers niedergelegt und bin jetzt Arzt.“
(Der Mitspieler geht zwar noch verbal kurz auf das Angebot ein, wischt es aber sofort weg, um seine eigene Idee zu etablieren.)
3)
„Ist es wegen der paar Blumen, die du im Park gepflückt hast? Das ist doch noch keine Sünde.“
(Die Situation wird zwar akzeptiert, aber das Handlungsangebot Beichte wird blockiert.)
4)
Dritter Spieler betritt die Bühne und ruft einer imaginären vierten Person zu: „So, ihr könnt jetzt Wasser ins Schwimmbecken füllen, wo die beiden Kinder da gerade Beichte spielen.“
(Die Szene wird zugunsten eines Gags verdreht. Das Publikum...