Look Out
Im Garten Eden von Neukölln
Das Performancekollektiv OnElf beschäftigt sich mit soziopolitischen Themen direkt vor Ort: in den Kiezen Berlins
von Mehdi Moradpour
Erschienen in: Theater der Zeit: Birgit Minichmayr – Ich bin es und bin es nicht (01/2013)
Wer Arzt werden möchte, muss Versuchstier sein wollen“, bemerkte einmal Sloterdijk, als er über den Titel seines Buches „Selbstversuch“ sprach. Und so begeben sich die Mitglieder des vierköpfigen Theater- und Performancekollektivs OnElf vor der Realisierung jedes Projektes zunächst einmal auf die Suche nach Antworten auf ihre eigenen Fragen, nach scheinbar disparaten Stoffen und Orten, um Konstruktionsmaterial für neue Stoffe/Räume zu gewinnen. Sie frequentieren Orte, an denen sich Menschen aufhalten, die sich mit dem Kollektiv auf eine gemeinsame Entdeckungsreise, auf ein Spiel mit „Wahrem“/ „Unwahrem“ einlassen wollen. Aus den gesammelten Fragmenten und Erfahrungen entstehen dann Erzählungen, Performances oder Installationen in den auf den ersten Blick fürs Theater fremden (Nicht-)Orten: einem ehemaligen Gefängnis und Asylbewerberheim, einer Kirche, einer afghanischen Begegnungsstätte oder einem Museum.
Die im Sommer 2011 in Berlin gegründete Truppe um Elena Basteri (Tanz- und Theaterkuratorin sowie ‑kritikerin), Johannes Kup (wissenschaftlicher Mitarbeiter für Theaterpädagogik an der UdK Berlin), Anne Phillips-Krug (Kulturjournalistin, Hispanistin) und Christian Wilhelm (Politikwissenschaftler an der HU Berlin) arbeitet mit performativen Formen des site specific und biografi schen Theaters vorwiegend zu aktuellen soziopolitischen Fragen. Auf der Grundlage dieser ortsspezifischbiografischen Herangehensweise realisierten sie 2012 ihr dreiteiliges Projekt „Heimat Asyl: Vater Land – Mutter Sprache – Jugend Zimmer“ an drei „Orten...