Magazin
Hase und Tee
Beim dritten Münchner Rodeo-Festival der freien Szene sind die Kleinen die Größten
von Sabine Leucht
Erschienen in: Theater der Zeit: Jammer und Glorie – Der Regisseur Krzysztof Warlikowski (12/2014)
Opernsänger, die im Müller’schen Volksbad Bahnen ziehen. Tänzer, die als Ritter über die Bühne trampeln. Oder Modellbaufigürchen, die Protagonisten eines posthumanen „Roboter- märchens“ sind: Beim dritten Rodeo-Festival in München kennt sich die hiesige freie Tanzund Theaterszene selbst nicht wieder. Das Gros der üblichen Namen fehlt. Und das ist auf die seltsame Konstruktion von Rodeo zurückzuführen, das sich zwar als Plattform der Szene versteht, dieser aber ursprünglich von der Stadt verordnet wurde. Gab das Kulturreferat die ersten beiden Rodeos dabei noch weitgehend den hiesigen Kulturschaffenden selbst in die Hand, wurde heuer den von der Szene gewählten Zweierjurys (eine für den Tanz und eine fürs Theater) erstmals als jeweils dritte Stimme ein Kurator beigesellt, der zwar in der bayerischen Landeshauptstadt künstlerisch sozialisiert wurde, aber als Exmitglied des Leitungsteams am Theaterhaus Jena und aktuell als Schauspieldirektor in Darmstadt für den Blick von außen sorgen sollte. Das erwies sich als Fluch und Segen zugleich. Denn Jonas Zipf musste zwar keine Rücksicht auf lokale Seilschaften nehmen und warf so ungewohnte Schlaglichter auf sonst eher im Schatten stehende Kreative, zog dafür aber eigene Seilschaften hinter sich her. Nicht zuletzt dem von ihm gegründeten O-Team erwies er mit seiner Einschleusung in die Reihe der „Wahren Münchner Helden“...