Magazin
Geschichten vom Herrn H.: Danke, Merkel! Die zwanziger Jahre
von Jakob Hayner
Erschienen in: Theater der Zeit: Cordelia Wege – Schöpferisches Risiko (02/2020)
Sie haben es vielleicht mitbekommen. Unsere Bundeskanzlerin hat in ihrer Neujahrsansprache gar unglaubliche Dinge gesagt. Wir brauchen, so teilte sie in gewohnt einschläferndem Duktus mit, „mehr denn je den Mut zu neuem Denken, die Kraft, bekannte Wege zu verlassen, die Bereitschaft, Neues zu wagen, und die Entschlossenheit, schneller zu handeln, in der Überzeugung, dass Ungewohntes gelingen kann“. Mut zu neuem Denken?! Ich war ratlos, sprachlos, betroffen. Diese Worte von der Politikerin, deren gesamtes Handeln gegen diese Worte spricht. Die in Tateinheit mit Dr. Strangelove Griechenland und somit die EU zerstört hat. Die so viel deutsches Kriegsgerät wie nie zuvor zum fröhlichen Morden in der Welt verteilt. Die den Krieg der Reichen gegen die Armen im Land, wenn nicht unterstützt, so doch zumindest gebilligt hat. Die entgegen eigener Beteuerungen staatlich betreute Nazimorde nicht aufklären ließ. Die an der willentlichen Zerstörung des öffentlichen Gemeinwesens festhielt, auch als Hunderttausende mittellose Menschen aus Kriegsgebieten hierher flüchteten. Die wie kein anderer Herrscher in der Welt es nie für nötig hielt, ihr Handeln den lieben Untertanen zu erklären; die das Schweigen zur höchsten Form ihrer Politik erhoben hat. Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, ich habe einige Zweifel, dass es mit dem von der Staatsspitze eingeforderten...