Dieses Stück ist eines der übergeschnapptesten im Dramenkosmos William Shakespeares. Schon sein Titel lässt nichts Ernstes vermuten: „Twelfth Night, or What You Will“. Die zwölfte Nacht meint den zwölften Tag nach Weihnachten, den Dreikönigstag also, der einstmals ganz im Zeichen von Jux und Tollerei stand. In Wiesbaden indes beginnt alles wunderbar förmlich. Der Pianist und Schauspieler Andrej Agranovski, der an diesem Abend als Narr fungiert, betritt die Bühne des Kleinen Hauses, setzt sich ans dort wartende Klavier, popelt fachmännisch in und an den Saiten herum, präpariert hier und dort und entlockt dem schwarzen Zauberkasten sodann die Geräuschkulisse eines veritablen Schiffbruchs, samt Sturmgetöse und heftigem Wellengang. Genau das steht schließlich am Beginn von Shakespeares Stück.
Die beiden Zwillinge Sebastian und Viola werden auf diese Weise auseinandergerissen und wähnen sich später mutterseelenallein und den jeweils anderen tot. Viola (Lina Habicht) verkleidet sich kurzerhand als halbstarker Kerl Cesario und heuert beim Herzog Orsino von Illyrien an (Matze Vogel). Dieser wiederum ist unsterblich verliebt in die reiche Gräfin Olivia (Llewellyn Reichman). Die aber erweist sich wahlweise als furioses Flintenweib oder als trauernde Eisprinzessin, die sich höchstens für den feinsinnig femininen Cesario erwärmt. Nach zwei Stunden haben sich alle Figuren ausgiebig verwechselt und wieder schön...