Du bist blass, Luise? Iwo. Diese Luise, ungebändigtes Blondhaar und Lederjacke überm pinkfarbenen Rock, ist tough. Auch wenn sie, wie es Friedrich Schillers stürmendes und drängendes Ränkespiel „Kabale und Liebe“ nun einmal vorsieht, den Intrigen der männlich Mächtigen hilflos ausgeliefert ist, auch wenn sie gelegentlich sprachlos wird ob deren Niedertracht: Ein schwaches Opfer ist sie nie. Selbstbewusst erhebt sie ihre Stimme – und was bei Schiller nur die Hoffnung auf ein besseres, ein gerechteres Leben im Jenseits ist, verkündet sie als ein Ziel, für das es zu kämpfen gilt: „Wenn die Schranken des Unterschieds einstürzen, wenn Menschen nur Menschen sind.“
Zu erleben ist diese Luise am Landestheater in Eisenach, wo Christine Hofer, die Leiterin der Kinder- und Jugendtheatersparte, den Schiller-Klassiker in einer auf zwei Stunden verdichteten Fassung für ein junges Publikum auf die Bühne gebracht hat. Verkörpert wird sie von einer Schauspielerin, die auch ganz persönlich für die Vision einer Welt ohne Schubladendenken und scheinbar natürliche Grenzziehungen steht: Oska Melina Borcherding, als Mann geboren, lebt zwischen den Geschlechtern und nennt sich selbst genderneutral „Actor*“. Wenn Borcherding, wie zumeist und wie nun auch als Luise in Eisenach, eine Frauenrolle spielt, dann ist sie auf der Bühne eine Frau. Kein Mann in...