Nachwort
von Raimund Hoghe
Erschienen in: Recherchen 150: Wenn keiner singt, ist es still – Porträts, Rezensionen und andere Texte (1979 - 2019) (09/2019)
„Ich habe gedacht, man würde eine Lehre aus der Vergangenheit ziehen – doch ich sehe immer wieder, dass die Leute aus der Vergangenheit nicht die richtigen Lehren gezogen haben“, sagt 1979 eine Bewohnerin des jüdischen Altenheims in Düsseldorf. 1998 zitiere ich ihren Satz noch einmal, in meinem Text über die Asylbilder des Fotografen Martin Rosswog, So kam ich unter die Deutschen.
Deutsche Geschichte spiegelt sich in vielen Geschichten dieses Buches – zum Beispiel in der des Sängers Joseph Schmidt, der von den Nazis verfolgt wurde und in einem Internierungslager in der Schweiz starb, in der Biografie und den Gedichten der Lyrikerin Rose Ausländer oder in den Lebensgeschichten und Sätzen der Bewohner des jüdischen Altenheims – „Wir wollten uns ja nicht totmachen lassen“. Dieser und andere Sätze von Überlebenden des Holocaust lassen mich 2019 auch an die denken, die heute auf der Flucht sind vor Verfolgung, Folter, Tod.
Wiederholungen. Einzelne Sätze, Textabschnitte, Erinnerungen tauchen in diesem Buch an verschiedenen Stellen und immer wieder auf – zum Beispiel Passagen aus dem Text über Pier Paolo Pasolini, Kontaktversuche, oder meine Erinnerungen an den japanischen Butoh-Tänzer Kazuo Ohno, den ich 1982 zum ersten Mal sah und der noch mit über 90 Jahren...