Kampfpanzer stürzen vom Himmel, Tumbleweeds fangen an zu sprechen, und Gott scheint sich in den nordischen Wäldern verirrt zu haben. Wer sich durch die sieben Dramen der Endauswahl beim Heidelberger Stückemarkt liest, findet darunter bizarre Plots, in denen die Welt schon lange aus den Fugen geraten ist. Andere Geschichten bleiben dichter an der Wirklichkeit, zoomen auf psychisch eingemauerte Jugendliche, zerfallende Familien oder globale Flüchtlingsströme. Kurzum, das Tableau der sieben Finalistentexte – aus einem Feld von 96 Einsendungen – repräsentiert wieder ein recht breites Spektrum der Gegenwartsdramatik, vom locker-humorigen Short-Cuts-Bilderbogen bis hin zum sprachlich preziösen Kammerspiel.
Wie geht es eigentlich der althergebrachten Autorschaft im Zeitalter der Stückentwicklungen und Performances?, fragte eine Gesprächsrunde. Beim Stückemarkt, berichtet Festivalleiter Jürgen Popig, habe man sich entschieden, weiter „ganz klassisch das Autorprinzip beizubehalten“ und die Vielfalt alternativer Möglichkeiten eher im Gastspielprogramm aufzufächern. Beim Hauptpreis, dem mit 10 000 Euro dotierten Autorenpreis, fällte die Jury eine eher ungewöhnliche Entscheidung. Denn Preisträger Ulf Schmidt (Jahrgang 1966), ein bekennender Postdramatiker, zählt nicht mehr zur Newcomer-Generation, und zudem dürfte sein prämiertes Stück „Der Marienthaler Dachs“, eine bitterböse Satire auf die krisengeschüttelte Weltwirtschaft, eine Herausforderung fürs Theater sein. Denn der Autor fährt darin nicht nur mehrere Simultanschauplätze auf, sondern lässt oft...