Sechs Jahre Dresden-Erfahrung haben ihre Spuren nicht nur bei Intendant Wilfried Schulz oder Chefdramaturg Robert Koall hinterlassen. Die Hausspitze des Dresdner Staatsschauspiels wird im kommenden Jahr das ach so gerühmte Florenz des Nordens in Richtung Düsseldorf verlassen. In „Graf Öderland/ Wir sind das Volk“ am letzten Novemberwochenende kündigte aber auch die Schauspielstudentin Alexandra Weis in ihrem persönlichen Statement an, hier nicht bleiben zu wollen. Es deutet sich ein weiteres Kapitel des jahrhundertelangen Schaukelns zwischen Faszination und Abstoßung an, das insbesondere Künstler an dieser Stadt irre werden ließ.
Dank Pegida ist Dresden in den zweifelhaften Ruf der „Hauptstadt der Bewegung“ geraten. Das Staatsschauspiel insbesondere hat versucht, sich mit anschwellenden Bocksgesängen und dem auseinanderzusetzen, was aus immer noch fruchtbaren Brecht’schen Schößen kriecht. Ein Ringen um Antworten, um passende Mittel und um die Relevanz dramatischer Arbeit. Zudem ein Kampf gegen die schleichende Resignation in den eigenen Reihen. Insofern mutet die neue Schärfe und politische Positionierung in der letzten Spielzeit vor Schulzes Weggang wie eine Flucht nach vorn an. Wenn man dazu einen Volker Lösch holt und vier Jahre nach Elfriede Jelineks „Kontrakte des Kaufmanns“ den Dresdner Bürgerchor wieder zusammenruft, weiß man am Haus, was man will. Wobei der Untertitel zur Stückvorlage, „Wir sind...