7.3 Spiele mit Rhythmus!
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Das Spiel mit dem Rhythmus halte ich für eine der wichtigsten Fähigkeiten des Improvisierers. Leider wird auf diese Fähigkeit beim Training der Improvisation derzeit wenig wertgelegt. Wenn Zuschauer im Improtheater unruhig werden, liegt das häufig am zerfaserten Rhythmus der Szenen. Widersprüche eines Plots nimmt das Publikum meist eher hin als verschludertes Timing.
Um mit Rhythmus spielen zu können, müssen wir ein Gefühl für Tempi entwickeln. Viele Impro-Spiele fördern das schnelle Reagieren und favorisieren das hohe Tempo. Und das ist zunächst völlig in Ordnung. Denn Spontaneität heißt auch, rasch Entscheidungen zu treffen. Die Kehrseite ist nur, dass Impro-Spieler, die überwiegend auf Tempo angelegte Spiele aufführen, gelegentlich zu atemloser Hektik neigen. Paradoxerweise wirkt aber Hektik langsam, denn sie suggeriert, man habe etwas aufzuholen, man hetze der Szene hinterher.
Andere Impro-Spieler, die glauben, „anspruchsvolle“ Impro-Szenen müssten langsam sein, wirken auf der Bühne, als hätten sie Kaugummi an den Sohlen, als würden sie sich nicht entscheiden können, was sie tun oder sagen sollen. Sie kehren in das Sich-nichtentscheiden-können-Stadium blutiger Anfänger zurück.
Wenn wir uns aber der Möglichkeit des Spiels mit Rhythmus bewusst werden, entwickeln wir fast automatisch Antennen dafür.
Das beste Beispiel dafür sind Szenenübergänge. Anfänger, die eine Szene „abklatschen“52, warten oft...