Ein zipfelmütziger Gartenzwerg visiert mit einer Kalaschnikow ein unbekanntes Ziel an. So ist es auf dem Plakat zu sehen, das die deutsche Dimension des dreitägigen Symposiums „Gewalt! In der Mitte der Gesellschaft“ am Landestheater Marburg ironisch auf den Punkt bringt. Denn das Thema ist mitnichten fern. So zeigte es auch Marc Beckers Stück „Aus der Mitte der Gesellschaft“ (Regie Marc Wortel), das die Logik der Gewalt mittels unpersönlicher Chöre, Casting- und Selbstkritik- Rituale für die Bühne verdichtete. Eine anpasserische Gesellschaft der Duckmäuser findet hier aus Konformismus und Ich-Schwäche zu Hass und kollektiver Gewalt. Ein Mechanismus, den die Gemeinschaftsarbeit „Wo geht’s denn hier zum rechten Rand“, eine Spielentwicklung der Dramaturgin Eva Bormann und ihrer vier Schauspieler, weiterdachte: als Spiel der Ideologien. Auf einer Raumbühne, einer Art Boxring inmitten der Zuschauer, wurde diese Arbeit, derart stilisiert, zum stärksten Abend. Das Hintergrundwissen um die NSU-Morde grundierte dabei die szenische Denunzierung des rechtslastigen Sprechtextes, wo z. B. von „Volksgemeinschaft“ schwadroniert wurde: eine Persiflage in zugespitzter Bürgerskluft, die unter Vogelzwitschern und Verfremdungen den Gegner auf seinem eigenen Terrain stellte. Harmloser ging es am dritten Abend in Guus Kuijers konventioneller inszeniertem Jugendstück „Das Buch von allen Dingen“ (Regie Annette Müller) zu, das häusliche Gewalt zum Gegenstand...