Wir, die dreißig Zuschauenden, die im Rahmen des Schweizer Theatertreffens 2017 in den letzten Tagen eine kommunikative Achterbahnfahrt der Sprachwechsel bestritten haben, sitzen uns nun in einem kleinen, kalten Raum auf grauen Bänken gegenüber. Die Stille, die zu Beginn der installativen Performance „Twilight“ von Tricksterp entsteht, ist so kostbar wie laut, und doch beginnen sich langsam die Sprachklänge – französische, italienische, deutsche, englische, schweizerdeutsche und rätoromanische Töne – in den Köpfen zu sortieren.
Seit 2013 bietet das Schweizer Theatertreffen einen Begegnungsraum für Theaterschaffende aus vier sehr unterschiedlichen Kulturräumen. „Die Schweiz lebt von ihrer Theatervielfalt, von ihren, je nach Sprachregion, verschiedenen Systemen, die sich mitunter mehr an den zur Sprachregion zugehörigen Nachbarländern orientiert als an einer genuin schweizerischen Ästhetik.“ So beschreibt es die Dramaturgin Joëlle Jobin im Blog zum Schweizer Theatertreffen. Nach zwei Auflagen in Winterthur und im letzten Jahr in Genf gastierte das vierte Schweizer Theatertreffen vom 24. bis zum 28. Mai 2017 in Lugano, Chiasso und Bellinzona. Ausgewählt wurden für das Schweizer Theatertreffen sieben Produktionen in über sieben Sprachen. Als Spiegel der Schweizer Theaterkultur stellt sich das Programm so sprachgewandt wie vielfältig dar. Die Inszenierungen zeigen das breite Spektrum einer Theaterszene, die in ihrer Ästhetik vielgestaltiger kaum sein könnte....