Vorm Großen Haus gruppiert sich die Royal Family um eine Wanderbühne, einen sogenannten Thespiskarren. Allen voran der herrlich großmäulige Schauspieler Sebastian Brandes als König Gunther. Er verleitet Passanten zum Hingucken, aber auch Spielmann Volker, der hier der Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch ist, lässt die Drachen tanzen. Letzterer ist ein guter Freund und langjähriger Kompagnon des Regisseurs Jan-Christoph Gockel. Gemeinsam haben sie schon viele Abende bestritten, wobei Pietsch in erster Linie die kunstfertigen Holzpuppen erschafft, oftmals Wiedergänger der Schauspielerinnen und Schauspieler. Diesmal stellt er sie in den Dienst der Nibelungensage.
Locker nach Friedrich Hebbel und mit Einsprengseln von Heiner Müller wuchtet Hausregisseur Gockel den Stoff in Mainz auf die große Bühne und lässt sich dafür fast vier Stunden Zeit. In seinem ungestümen Zugriff hat das oft mehr von einer Fastnachtsposse als von einem Sagenstoff, doch vermutlich sind der Schnittstellen vieler. So beherrscht drinnen im Saal erst einmal wieder der Thespiskarren von draußen die Bühne. Imaginarium steht darüber. Am linken Rand hat sich der schwedische Musiker Andreas Catjar aufgebaut, der den Abend mit Musik von Ambient bis Kuschel untermalt und später auch noch als König Etzel in Erscheinung tritt. Auffälliger agiert der deutsche Sagenheld schlechthin, Siegfried, der in Mainz nicht blond...