4.4 Akzeptiere deine Partner
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Im Grunde gilt für unsere Partner dasselbe wie für uns selbst: Wir können uns ihre Stärken und Schwächen nicht aussuchen. Wir haben die Partner, die wir haben. Wir können uns nicht aus Zeit und Raum fortbeamen, wir können uns keine Ersatzwelt schaffen. Hier stehst du mit deinen Kollegen, ihren künstlerischen Stärken und ihren Schwächen, ihrer menschlichen Größe und ihren Macken.
Jeder Spieler hat seine Stärken, die man miteinander genießen sollte. Jeder Spieler hat seine Schwächen, an denen man bis zu einem gewissen Maße arbeiten kann. Wir haben oft unterschiedliche soziale Hintergründe – bedingt durch unser Alter, unsere nationale Herkunft, unser Elternhaus und unsere persönlichen Interessen. Und so kann ich mich bei unterschiedlichen Spielern auf unterschiedliche Gemeinsamkeiten verlassen. Bei einigen meiner Mitspieler weiß ich, dass ich auf historische Referenzen lieber verzichte, da sie sofort ins Schwimmen geraten. Wenn ich mit ausländischen Gastspielern auf der Bühne stehe, werde ich kulturspezifische Anspielungen wie Sandmännchen oder Konrad Adenauer vermeiden.
Mitspieler zu akzeptieren heißt auch, in gewissem Maß ihre Flausen zu akzeptieren.
Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, bei einer befreundeten Impro-Gruppe eine Show mitzuspielen. Wir hatten genügend Vorbereitungszeit, die Technik war in Ordnung, alle hatten gute Laune. Und trotzdem sprang eine der Spielerinnen...