Theater der Zeit

5.5 Szenen auf Vorschlägen des Publikums aufbauen

von Dan Richter

Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)

Wenn wir mit Publikumsvorschlägen improvisieren (und derzeit tun das fast alle Improtheatergruppen), sollten wir diese Vorschläge so ernst nehmen wie das Angebot eines Mitspielers. Wenn wir uns vor Vorschlägen oder Vorgaben des Publikums fürchten, brauchen wir es auch gar nicht erst zu fragen. Und das Fragen nach einem Vorschlag ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn dieser Vorschlag auch eine Auswirkung auf meine Improvisation hat.

Barbara: „Nennen Sie mir eine Hunderasse!“

Zuschauer: „Pudel!“

Szene: Barbara geht mit einem Hund spazieren.

oder

Barbara: „Nennen Sie mir eine Hunderasse!“

Zuschauer: „Schäferhund!“

Szene: Barbara geht mit einem Hund spazieren.

Die Spielerin wusste bereits, was sie tun will. Die Frage ans Publikum war lediglich noch eine kleine Verbeugung vor der Tradition.

Wenn ich die Vorschläge des Publikums wirklich ernst nehme, dann sollte ich auch so fragen, dass sie mich tatsächlich zu Neuem inspirieren, das heißt, dass sie bei mir genügend Irritation auslösen, um darauf aufzubauen.

Barbara: „Nennen Sie mir eine Hunderasse!“

Zuschauer: „Pudel!“

Szene: Barbara übernimmt körperliche Eigenschaften dieser Hunderasse – ihre Dominanz oder Unterwürfigkeit, ihre Beweglichkeit, ihre Zugewandtheit oder Aggressivität, ihr Statusverhalten.

Im zweiten Beispiel ist die Spielerin bereit, sich vom Vorschlag des Publikums verändern zu lassen, auf den Vorschlag einzugehen, ihn nicht nur...

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